Niemals hatte der junge Krieger damit gerechnet, dass genau heute an einem dieser tausend langweiligen Nachmittage etwas passieren würde, das ihn aus der Bahn wirft. Seit einiger Zeit war er durch das Geäst geschlendert ohne ein wirkliches Ziel zu verfolgen. Die Gedanken hingen an der Truppe, die er vor einigen Wochen zugeteilt bekommen hatte, um sie zu wahren Kriegern der Azgeda auszubilden. Die meisten beschrieben seine Methoden bei der Ausbildung als harsch, fast schon brutal, doch niemand konnte etwas dagegen einwenden, dass jene die unter seiner Klinge das Kämpfen gelernt hatten einige der besten Männer der Armee waren. Das Dorf in dem Nash lebte schien unscheinbar und auch wenn es etwas größer war als viele andere Städte, so lag in diesem Ort eine geballte Kraft. Nicht nur, dass es ein Ausbildungsplatz für die angehenden Krieger des kalten Landes war, nein, hier hatten die besten gelernt und die alten Legenden sich niedergelassen, um der jüngeren Generation ihr Wissen mitzugeben. Nash selbst war erst 24, jedoch bereits jetzt einer der gefürchtetsten Mitglieder der Ice Nation. Durch Königin Nia und die besten der besten höchstpersönlich geschmiedet, besaß er eine fast perfekte Technik mit der Axt und der Armbrust, jedoch war es nicht nur das was ihm seinen Ruf bescherte. Der Mann mit den tiefblauen Augen war besonders für seine Herzlosigkeit bekannt. Früher war er noch ein hilfloser Junge gewesen, als die Königin ihn aufgenommen hatte, doch durch ihre kalte Art, das harte Training und die Eifersucht die sich mit den Jahren in sein Herz gefressen hatten, war er zu einem Mann geworden.
Da schossen die Gedanken über Ontari erneut in seinen Kopf; Das Mädchen, das sein Leben gestohlen hatte. Alles war so perfekt gewesen, bis sie größer geworden war und Nia ihn für sie links liegen ließ. Die Wut, dass sie sie für den Anwärter des Nightblood Kampfes ausgewählt hatte, brodelte noch immer in seinem Blut. Immer und immer wieder versuchte er sich einzureden, dass sein Leben eines war von dem andere nur träumen konnten, doch egal wie sehr er sich anstrengte, nie war er zufrieden. Wie gerne würde er mit antreten, die anderen Nightbloods mit einem Grinsen auf den Lippen eins nach dem anderen abschlachten, bis er Ontari als letztes den Gnadenstoß verpassen würde, doch das alles war nur Fantasie. Nie würde seine Klinge auch nur in die Nähe von der jungen Frau kommen, die er früher als seinen Schützling aufgenommen hatte. Nur eine Person hatte es bisher geschafft seiner Rivalin auch nur ein wenig näher zu kommen, um sie zu töten; Venka. Als er an das Mädchen dachte, mit der er seine Jugend verbracht hatte, die ihn auf eine Art die er sich nicht erklären konnte in ihren Bann gezogen hatte. Er wusste, dass es töricht gewesen war ein Attentat auf Ontari zu verüben, doch tief in seinem Herzen hatte er den vollsten Respekt für Venka, die ihm doch nur seinen Titel retten wollte.
In dem Moment zischte ein Pfeil einige Meter neben ihm durch die Luft und erst jetzt bemerkte er, wie tief er in seinen Gedanken versunken war. Sein leichtes Grinsen, das seine Lippen umspielte mochten ihn wahnsinnig erscheinen lassen, doch er würde die Person liebend gerne töten, die versucht hatte sein Leben zu nehmen. Leise lachte er, da der Pfeil ihn um einiges verfehlt hatte; Was er noch nicht wusste war, dass er nicht das eigentliche Ziel gewesen war. Der Krieger zog seine Axt aus der Schlaufe und lauschte den immer näher kommenden Schritten, während er sich hinter einem Baum versteckte. Gerade in dem Moment, als die Person neben ihm ankam und er seine Waffe tief in das Fleisch des Angreifers schlagen wollte, bemerkte er, dass diese Frau ihn an jemanden erinnerte. Er schaute der gut aussehenden Dame ins Gesicht und ihre Augen würde er nie vergessen können. „Venka.“ Ungläubig hauchte er leise ihren Namen, ließ die Waffe sinken, die nur wenige Zentimeter vor ihrem Körper zum Halt gekommen war. Der sonst so sprachlich künstlerische Mann schien in dem Moment keinen festen Satz herauszubekommen. Sie konnte es nicht sein, oder doch?
@Venka